Keine zweieinhalb Jahre ist es her, dass ich mir infolge der Diagnose Asthma bronchiale für einen kurzen, schreckhaften Moment die Möglichkeit einbildete, in der Tradition von Proust und Kafka lungenkranker Schriftsteller zu werden. Was mir damals weniger als ein nun naheliegender Beruf, denn als eine physische Anrufung erschien, hat sich in der Zwischenzeit in keinerlei literarischer Anstrengung manifestiert. Offensichtlich ist meine Krankheit nicht stark genug, um so etwas wie ‚Talent’ hervorzubringen und auch der Gedanke an das Schicksal eines frühen Todes mag mich davon abgehalten haben, diesen Weg konsequent zu verfolgen. Als ich gestern am frühen Abend – angeregt von einer Rezension, die Rainald Goetz 1981 in DER SPIEGEL veröffentlicht hat – Die Kälte. Eine Isolation (1981) von Thomas Bernhard aufschlug, schien ich von meiner hypochondrischen Eintagsambition längst geheilt und war mir keiner Gefahr eines Rückfalls bewusst. Thomas Bernhard: ‚Die Kälte‘ (1981) weiterlesen